Georg Salter
Buchdesigner in Berlin, 1922 - 1934
Verlage und andere Auftraggeber
Verlagsgemeinschaft Petropolis und Schmiede
Von Salter gestaltete Verlagssignets
Die Zahl der von Georg Salter zwischen 1922 und 1934 entworfenen Schutzumschläge und Einbände steht nicht endgültig fest. Selbst hinsichtlich der beteiligten Verlage bzw. Auftraggeber schwanken in der Literatur bislang die Angaben. Nach Thomas Hansen hat Salter "vor seiner Emigration etwa 357 Aufträge von 35 deutschen Verlagen erhalten" (in seinem 2004 veröffentlichten Buch (S.16) hatte Hansen abweichend auch von 33 deutschen Verlagen und über 350 Arbeiten gesprochen, "over two-thirds of which were book jackets"). Nach dem Beitrag von Robert Leslie in PM ging Salter selbst 1935 offenbar von 30 Verlagen aus (He "worked for practically every worth-while publisher on the continent - thirty of them, to be exact."). Ein zwischen 2001 und 2003 angefertigtes Inventar der Sammlung Curt Tillmann im Deutschen Literaturarchiv, "der größte Bestand an Berliner Salter-Umschlägen in öffentlichem Besitz" (Holstein 2003), verzeichnet 150 Schutzumschläge aus 22 Verlagen. Bei welcher Zahl man am Ende landet, hängt wesentlich von der Zählweise ab. In seiner gedruckten Bibliographie berücksichtigt Hansen fälschlich eine Titelübernahme durch einen anderen Verlag mit (Teil-)übernahme von Salters Buchgestaltung (Horen -> Paul List), einen Nachdruck (die Ausgabe von "Berlin Alexanderplatz" im Walter Verlag (1967)) und führt einen Verlag (Reimer) wegen unterschiedlicher Firmierung doppelt auf. Die drei Fälle abgezogen, ergeben sich 32 deutsche Verlage. Nicht genannt hat Hansen den Petropolis-Verlag (mit dem "Die Schmiede" wenigstens zwei Titel gemeinschaftlich veröffentlichte), womit wir wieder bei 33 Verlagen wären. Für Petropolis-Schmiede war Salter aktiv, indem er zumindest das Verlagssignet, vielleicht auch einen Schutzumschlag schuf. Die unten geführte Liste umfasst 35 Zeilen. Lässt man das deutschsprachige Programm des Amsterdamer Verlags Querido nicht gelten, kommen wir auf 34, ohne Querido und den Selbst"verlag" Georg Haberland auf 33. "33 deutsche Verlage" scheint nach heutigem Stand die zutreffendste Angabe zu sein. Den weit überwiegenden Teil seiner Entwürfe lieferte Georg Salter für lediglich drei Verlage: Die Schmiede, S. Fischer und Gustav Kiepenheuer. Einige wenige Verlage (wie Piper, Reiss oder Universitas) folgen mit jeweils deutlich kleineren Serien, andere (wie Aretz, Grethlein, Propyläen, Ullstein, Weller, Zsolnay) beauftragten Salter nach derzeitigem Kenntnisstand sogar nur jeweils ein Mal. Woran das im Einzelnen lag, ist offen. Zu bedenken ist, dass Georg Salter noch während der Wirtschaftskrise sicher seinen Preis hatte und einige der Verlag auch traditionell andere Buchgestalter beschäftigten (z.B. Rudolf Geyer bei Zsolnay). Zudem waren manche Geschäftsbeziehungen kaum angebahnt, als die Nationalsozialisten Salter auszugrenzen begannen. Bei Durchsicht der Verlagsliste fällt auf, dass Salter |
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- bis 1927 nur für den Verlag "Die Schmiede" arbeitete. Erst nach Aufgabe seines ersten Berufs als Bühnenbildner und der Insolvenz des Schmiede-Verlags traten weitere Auftraggeber hinzu.
- im Wesentlichen nur für liberale bürgerliche Verlage tätig war. Linke Verlage wie Agis, Malik, Neuer Deutscher Verlag u.a. fehlen ebenso wie dezidiert konservative bzw. nationalistische Unternehmen.
- fast alle Kunden in Berlin fand. Berlin hatte Leipzig zu jener Zeit als Verlagshauptstadt bereits abgelöst. Gedruckt und gebunden wurden viele Bücher dagegen noch in Sachsen.
Im Vorgriff auf eine langfristig angestrebte autoptische Bibliographie aller Arbeiten führt die folgende Liste nur die 33 Verlagsnamen und jeweils das erste nachgewiesene Jahr der Zusammenarbeit auf. Zugrundegelegt sind die Jahresangaben in den Druckvermerken. Dabei sei darauf hingewiesen, dass die Neuerscheinungen der Herbstproduktionen nicht selten auf das Folgejahr vordatiert waren, um die Bücher länger "frisch" zu erhalten. Alle Angaben beruhen auf Autopsie.
Für die genannten Verlage liegen vielfach zumindest Überblicksdarstellungen vor. Für die bedeutendsten wie S. Fischer oder Kiepenheuer gibt es umfangreichere Forschungsliteratur. Ich werde in Subfiles sukzessive vor allem auf solche Verlage eingehen, über die ich zu meinem Thema wenig bekannte Detailinformationen besitze.
Verlagsname |
Verlagsort |
Erster Auftrag |
Bemerkungen |
Paul Aretz |
Berlin | 1931 | Nur eine Arbeit. Schutzumschlag und Einband für Boris Bajanow: Stalin. Der rote Diktator |
Bibliographisches Institut |
Leipzig |
1931 |
Nur eine Arbeit. Schutzumschlag und Einband für Leo Matthias: Griff in den Orient |
Breitkopf & Härtel |
Leipzig | Um 1930 |
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Deutsche Buch-Gemeinschaft |
Berlin |
1931 |
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Deutsche Verlags-Anstalt |
Stuttgart / Berlin |
1929 | |
Engelhorn |
Stuttgart |
1933 | |
Enoch |
Hamburg | 1929 |
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S. Fischer |
Berlin | 1927 | |
P. Franke |
Berlin |
1932 |
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Grethlein & Co. |
Leipzig |
1930 |
Nur eine Arbeit |
Grote |
Berlin | 1930 |
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Georg Haberland (Selbstverlag) |
Berlin |
1931 |
Anlässlich seines 70. Geburtstags verlegte der prominente Berliner Immobilien- und Bauunternehmer für Freunde und Bekannte seine Lebenserinnerungen und ließ das Buch von Georg Salter ausstatten. Wie der Kontakt zustande kam, ist noch unklar. Ggf. war Georgs Vater Norbert Vermittler, der im Bayerischen Viertel, einem von Haberlands Großprojekten, wohnte |
Horen-Verlag |
Berlin |
1929 | Der 1924 gegründete Horen-Verlag wurde 1929 vom Paul List Verlag übernommen. Ab diesem Jahr erschienen daher im List Verlag Titelauflagen aus dem Horen-Programm mit Salters Buchgestaltung (z.B. Friedrich Kaysslers Gesammelte Schriften: grüne Leinenbände mit Goldprägung, Kopffarbschnitt und Deckelvignette) |
Insel-Verlag |
Leipzig |
1931 | |
Gustav Kiepenheuer |
Berlin | 1928 | Der Kiepenheuer-Verlag hatte mit dem Verlag Die Schmiede zusammengearbeitet und nach dessen Insolvenz Verlagsrechte, Autoren sowie den Lektor der Schmiede, Walter Landauer, übernommen. Die Kooperation auch mit Georg Salter lag damit nahe. Kiepenheuer beauftragte in der Berliner Zeit bei ihm insgesamt die meisten Entwürfe, relativ dicht gefolgt vom Verlag Die Schmiede und S. Fischer |
Klinkhardt & Biermann |
Berlin |
1929 |
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Knaur |
Berlin |
1932 | |
Mann |
Berlin |
1930 | Umschlaggestaltung für Jg. 6, H. 6 (1930) der BDG-Blätter, Mitteilungen des Bundes Deutscher Gebrauchsgraphiker |
Petropolis |
Berlin |
1925 |
Mindestens zwei Titel in Verlagsgemeinschaft mit dem "Verlag Die Schmiede" mit eigens gestaltetem Signet. Darunter: Ein russisches Pilgerleben, hrsg. von Reinhold von Walter |
Phönix-Verlag Siwinna |
Berlin |
1932 | |
Propyläen-Verlag |
Berlin |
1933 |
Neben Ullstein der zweite Buchverlag der Ullstein-Verlagsgruppe in der Weimarer Republik. Nur eine Arbeit |
R. Piper & Co. |
München |
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Querido |
Amsterdam |
1933 | Sonderfall eines deutschsprachigen Exilverlags. Gestaltung des Umschlags der Zeitschrift "Die Sammlung" durch die Verbindung zu Fritz Landshoff, ehemals Kiepenheuer |
Reclam |
Leipzig |
1928 | |
D. Reimer |
Berlin |
1930 | Kontakt wohl über Paul Eipper, der bis 1930 als Direktor im S. Fischer Verlag tätig war, bevor er sich als sehr erfolgreicher Autor selbständig machte |
Reiss Verlag |
Berlin |
1929 | |
Seemann |
Leipzig |
1930 |
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Verlag Die Schmiede |
Berlin |
1922 | Salters erster und neben G. Kiepenheuer und S. Fischer wichtigster Verlag. Die Arbeiten für Die Schmiede entwarf Salter noch nebenberuflich. Wie später bei den beiden anderen großen Auftraggebern gestaltete er auch Verlagssignets und Werbedrucksachen |
Verlagsgesellschaft des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes |
Berlin |
1932 |
Nur eine Arbeit. Wegen einer Kooperation mit dem Kiepenheuer-Verlag bei einer Sonderausgabe von Karl Marx' "Das Kapital". Keine schlichte Übernahme, sondernEinband- und Umschlagvariante |
E. P. Tal & Co. |
Wien |
1929 |
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Transmare Verlag |
Berlin | ||
Ullstein |
Berlin |
1932 |
Nur eine Arbeit |
Universitas |
Berlin |
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C. Weller & Co. |
Leipzig |
1930 | Nur eine Arbeit. Schutzumschlag und Einband für Theodor Plivier: Zwölf Mann und ein Kapitän |
Paul Zsolnay |
Berlin / Wien / Leipzig |
1933 |
Nur eine Arbeit. Schutzumschlag zur ungekürzten Sonderausgabe für Franz Werfel: Barbara oder die Frömmigkeit |